Kleines Rallye-ABC |
Was bedeutet eigentlich ...? |
A |
Airrestrictor |
Metallrohr, durch das sämtliche "Atemluft" des Motors zur Leistungsbegrenzung geleitet werden muss. |
Durchmesser: World Rally Car = 34 mm, Gruppe N = 32 mm, Super 1600 = 60 mm (Drosselklappe). |
Anti-Lag-System |
Verbessert das Ansprechverhalten von Turbomotoren durch gezieltes Einspritzen von Kraftstoff |
im Schubbetrieb (z. B. beim Bremsen). Nebeneffekt: lautes Knallen durchs Explodieren |
von unverbranntem Kraftstoffgemisch im heißen Auspuff. |
B |
Bordkarte |
Eigentlich ein Heft, das an jeder Zeitkontrolle vorgelegt werden muss. |
Darin werden alle Fahrzeiten des Teams eingetragen; es bildet die Grundlage der Auswertung. |
Normalerweise wird aber zu jeder Etappe ein neues Heft ausgegeben. |
C |
Cutten |
Mit diesem englischen Ausdruck für "schneiden" wird das Fahren über den inneren Fahrbahnrand |
in Kurven bezeichnet. Auf diese Weise wird zum Beispiel aus einer Linkskurve und einer |
unmittelbar folgenden Rechtskurve eine Gerade, die ein höheres Tempo verträgt. |
Möglich ist dies vor allem durch die plattfußsicheren Reifen. |
D |
Differenzial |
Ausgleichsgetriebe, das die Motorkraft auf die Antriebsräder verteilt. Allradler haben drei "Diffs" |
(vorne, Mitte, hinten), die bei World Rally Cars elektronisch kontrolliert das Räderdurchdrehen |
somit begrenzen. Sie wirken beim Bremsen ABS-ähnlich. Die genaue Abstimmung ist der |
entscheidende Faktor bei der Vorbereitung auf eine Rallye. |
E |
Eintrittspreise |
Bei allen WM- und DM-Rallyes kostet das Zuschauen Geld, zumindest an den offiziellen |
Zuschauerpunkten. Die Preise schwanken in der WM zwischen zehn Euro für eine einzelne |
Wertungsprüfung und über 100 Euro für ein Wochenendticket. |
Eis- und Schotterspione |
Helfer der Werksteams (englisch Gravel Crews) dürfen eine bis drei Stunden vor dem Start |
jeder einzelnen Wertungsprüfung in verbesserten Serienautos noch einmal die Strecke abfahren. |
Sie kontrollieren, ob sich die Piste gegenüber dem Training verändert hat, zum Beispiel ob sich |
Eis gebildet hat oder durch Cutten Steine auf die Straße geschleudert wurden. |
Etappe |
Wertungsabschnitt einer Rallye, meist die an einem Tag zurückgelegte Strecke (ca. 500 bis 700 km). |
WM-Rallyes bestehen aus drei Tagesetappen. |
F |
Fernsehrechte |
Die Firma ISC (International Sportsworld Communicators) besitzt die Vermarktungsrechte |
der Rallye-WM für die nächsten 100 Jahre. Die ISC dreht mit Kamerateams, Inboardkameras |
in jedem Werksauto und Hubschrauberkameras bei jedem Lauf Rohmaterial, das zum Teil als fertig |
geschnittene Beiträge an Fernsehsender verkauft wird. Die Arbeit der ISC wird von den in die WM |
eingeschriebenen Teams bezahlt (ca. 500 000 Dollar pro Team), die damit indirekt Einfluss |
darauf ausüben, welche Bilder im Fernsehen gezeigt werden. |
FIA-Benzin |
Alle Teilnehmer eines WM-Laufes dürfen nur an der offiziell von der FIA aufgebauten Tankstelle |
(Serviceplatz) tanken. Das sogenannte FIA-Benzin (Hersteller Elf-Minol) ist hochoktanig, |
enthält weniger Schadstoffe als normales Straßenbenzin und kostet etwa fünf Euro pro Liter. |
G |
Gebetbuch |
Streckenbeschreibung, die dem Beifahrer vom Fahrer während des Trainings genau diktiert wird. |
Sie wird im Wettbewerb vom Beifahrer via Helmsprechanlage dem Piloten vorgelesen. |
So weiß der schon vor der nächsten Kurve, was dahinter kommt. |
Gehalt |
In den letzten Jahren sind die Gehälter der Topfahrer stark angestiegen. Marcus Grönholm, |
Richard Burns oder Colin McRae verdienten 2002 rund sieben Millionen Euro im Jahr, |
Fahrer aus der zweiten Reihe deutlich weniger. Meist wird der Beifahrer vom Fahrer bezahlt. |
Er verdient zwischen 100 000 und 500 000 Euro im Jahr. |
GPS / Notknopf |
Alle Teilnehmer eines WM-Laufes werden mit einem Satellitennavigationssystem (GPS) versehen, |
das per Funk (Relaisstation in einem Helikopter) die Position des Autos in Echtzeit an die |
Rallyezentrale meldet. Das System meldet auch, falls ein Auto außerplanmäßig stehen bleibt |
beziehungsweise eine seiner Hauben geöffnet wird. Zusätzlich kann per Knopfdruck |
zum Beispiel bei einem Unfall sofort Alarm ausgelöst werden. |
Gruppe A |
Stark verbesserte Fahrzeuge. |
Zur Gruppe A gehören zum Beispiel die Kitcars und die World Rally Cars (WRC). |
Gruppe N |
Seriennahe Fahrzeuge, zum Beispiel in der Produktionswagen-WM. |
H |
Homologation |
Genaue technische Beschreibung (mehrere Dutzend Seiten mit umfangreichen Zeichnungen |
und Fotos) eines Fahrzeugs, das zum Motorsport zugelassen wurde. Dient als Grundlage der |
technischen Abnahme beziehungsweise bei Protesten. Werksteams dürfen nur einmal pro Jahr |
ein neues Fahrzeug homologieren, zusätzlich aber kleinere technische Änderungen daran. |
J |
Juniorenweltmeisterschaft |
Die Nachwuchsklasse. Alter der Fahrer maximal 28 Jahre. Gefahren wird mit Super-1600-Kitcars. |
Zur Junior-WM zählen die Rallyes Monte Carlo, Türkei, Griechenland, Finnland, Italien, |
Spanien und Großbritannien. |
K |
Kitcar |
Spezielle Version eines Gruppe-A-Fahrzeugs mit besonderen Freiheiten (z. B. Motor, Karosserie). |
Erlaubt sind nur Saugmotoren mit maximal 2000 cm3 Hubraum und nur eine angetriebene Achse. |
Kitcars müssen nur je 20-mal gebaut werden. |
M |
Marathonrallye / Cross Country |
Langstreckenrallyes (z. B. Rallye Dakar) mit sehr langen WPs (bis 600 km). Dauer bis |
zu drei Wochen. Ausnahmen sind die sogenannten Bajas, die meist nur zwei Tage dauern. |
Aber auch hier sind die WPs lang (mindestens 150 km). Fahrzeuge sind seriennahe (Klasse T1) |
oder stark verbesserte Geländewagen sowie Buggys (Klasse T2). |
N |
Nachuntersuchung |
Äußerst genaue Kontrolle der bestplatzierten Fahrzeuge nach der Zieldurchfahrt. |
Schon oft wurden Sieger (z. B. Marcus Grönholm und Richard Burns, Rallye Argentinien 2002) |
nachträglich aus der Wertung genommen, weil die technischen Kommissare bei der |
Nachuntersuchung Unkorrektheiten entdeckt hatten. |
Nennung / Nenngeld |
Offizielle Anmeldegebühr zum Start einer Rallye. |
Kostet in der WM bis zu 7000 Euro (für Privatteams). |
P |
Parc fermé |
Bewachter Abstellplatz aller Rallyefahrzeuge während der Übernachtung oder bei offiziellen Pausen. |
Im Parc fermé sind nur sicherheitsrelevante Arbeiten (z. B. Auswechseln der defekten |
Windschutzscheibe) erlaubt. Springt das Auto im Parc fermé nicht an, darf es die Besatzung |
hinausschieben, muss es aber auch außerhalb selbst reparieren. |
Power Stage |
Die Power Stage ist eine kurze, möglichst publikumsfreundlich ausgetragene, in der Regel als |
Anfang oder zum Abschluss der Rallye stattfindende, einmal ausgeführte Wertungsprüfung. |
Für die Power Stage erhält der schnellste Fahrer drei, der Zweite zwei und der Dritte einen |
Bonuspunkt für die Fahrer-Weltmeisterschaft. |
Produktionswagen-WM |
WM der seriennahen Gruppe-N-Fahrzeuge. 2003 zählen dazu die Rallyes Schweden, Neuseeland, |
Argentinien, Zypern, Deutschland, Australien und Korsika. |
Protest |
Glaubt ein Team, ein Konkurrent spielt falsch, kann es (gegen eine hohe Gebühr) Protest einlegen. |
Dann wird das betroffene Fahrzeug in den kritisierten Punkten erneut untersucht beziehungsweise |
ein strittiger Sachverhalt von den Sportkommissaren verhandelt. |
R |
Regrouping |
Vorgeschriebene Pause, bei der auftretende Verschiebungen im Zeitplan aufgefangen werden. |
Die Starter fahren in unterschiedlichen Abständen hinein und nach Bedarf bei unterschiedlich |
langen Pausen im Zweiminutentakt wieder hinaus. |
Reifen |
Werksteams müssen vier Wochen (bei Überseerallyes acht Wochen) vor dem Start festlegen, |
welche Reifen (maximal zwei Profiltypen) sie nutzen wollen. Die Reifen werden in unterschiedlichen |
Gummihärten produziert, das Profil darf von Hand nachgeschnitten werden. |
Die beiden WM-Hersteller (Pirelli und Michelin) bringen bis zu 4000 Reifen zu einer Rallye mit. |
Sie werden mit einem zusammengepressten Schaumring gefüllt (Michelin nennt ihn ATS, Pirelli EMI), |
der im Falle eines Plattfußes den Reifen ausfüllt und ihn über eine gewisse Distanz intakt hält. |
Roadbook |
Exakte Streckenbeschreibung der Rallye des Veranstalters anhand von Wegweisersymbolen |
(sogenannten Chinesen) für alle Teilnehmer. |
S |
Schwarzes Brett |
Offizielle Mitteilungstafel des Veranstalters. Hier werden zum Beispiel Veränderungen der Strecke |
gegenüber dem Roadbook, Ergebnisse und Strafen öffentlich ausgehängt. Die Teams sind selbst |
dafür verantwortlich, sich hier zu informieren. |
Serviceparks |
Nur hier sind Reparaturen durch Mechaniker erlaubt. In der WM gibt es nur noch einen Servicepark |
pro Rallye, der nach jeweils circa 50 WP-km angefahren wird. Pausen dauern tagsüber 20 Minuten, |
beim letzten Service abends 45 Minuten. Außerhalb der Servicezonen müssen Fahrer und |
Beifahrer alles selbst reparieren. |
Sequenzielles Getriebe |
Wie beim Motorrad wird nur in einer Ebene geschaltet. Ziehen an einem Hebel (z. B. Lenkradkranz |
beim Peugeot, Schaltwippe beim Subaru) schaltet einen Gang hoch, Drücken einen Gang runter. |
Der Vorgang erfolgt elektrohydraulisch und wird gegen ein Verschalten elektronisch geschützt. |
Shakedown |
Offizielle Test-WP vor dem Start, auf der letzte Abstimmungsarbeiten vorgenommen werden können. |
Die Teilnahme ist für Werksteams Pflicht. |
Startautomatik |
Lange bevor die Formel 1 das System einführte, war die Startautomatik in World Rally Cars |
verbreitet. Vor dem Start drücken die Piloten einen Knopf (meist am Lenkrad), legen den ersten |
Gang ein und geben Vollgas. Die Elektronik regelt automatisch auf die optimale Drehzahl. |
Lässt der Fahrer die Kupplung einschnappen, beschleunigt das Fahrzeug selbsttätig |
mit optimalen Schlupfwerten bis zum ersten Bremsmanöver. |
Startreihenfolge |
In der WM starten am ersten Tag alle Teilnehmer nach aktuellem WM-Stand (auch innerhalb der |
Junior- bzw. Produktionswagen-WM). Zur zweiten und dritten Etappe starten die ersten 15 der |
Gesamtwertung in umgekehrter Reihenfolge des vorherigen Zwischenergebnisses. |
Super-Spezial |
Speziell für Zuschauer in der Stadt eingerichtete, kurze Wertungsprüfung (z. B. der Rundkurs |
in Sankt Wendel bei der Rallye Deutschland). Meist ist der oft künstlich angelegte Kurs |
so ausgerichtet, dass zwei Autos parallel starten können. |
T |
Testteam |
Alle Werksteams beschäftigen ein Testteam, das vor einer Rallye neue Fahrwerksabstimmungen |
beziehungsweise Reifen ausprobiert. Peugeot arbeitet zudem mit einem Testteam, das sich nur |
auf die Vorausentwicklung der nächsten Fahrzeuggeneration konzentriert. |
Training |
Die WPs dürfen zwei bis drei Tage lang unter scharfen Kontrollen abgefahren werden. |
Erlaubt sind nur nahezu serienmäßige Autos, es gelten strenge Geschwindigkeitsbegrenzungen. |
Werden Werksfahrer außerhalb dieser Zeiten auf einer WP (z. B. mit dem Mountainbike) erwischt, |
droht ihnen ein Startverbot. |
V |
Verbindungsetappe |
Die Strecke, auf der die Rallyeautos von WP zu WP fahren. Öffentlicher Straßenverkehr, |
die Fahrer müssen die lokalen Regeln (z. B. Tempolimit) beachten. Darum haben |
Rallyeautos im Gegensatz zu Rennautos auf der Rundstrecke (z. B. DTM) ein Kennzeichen. |
Verstöße werden mit Geld- oder Zeitstrafen geahndet. |
Vorwagen |
Zwei bis drei Fahrzeuge (Startnummern 000 bis 0) des Veranstalters, die direkt vor dem Start im |
Renntempo über die WP fahren, um die Zuschauer auf den Start aufmerksam zu machen. |
W |
Wertungsprüfung |
Für den öffentlichen Straßenverkehr gesperrter Streckenabschnitt einer Rallye, in der WM bis zu |
60 km lang. Nur hier läuft die Stoppuhr. Der Start erfolgt aus dem Stand mithilfe einer Ampel, |
das Ziel wird schnellstmöglich durchfahren. Die einzelnen Fahrzeiten (mit Lichtschranken auf |
Zehntelsekunden genau gemessen) werden zum Gesamtergebnis (plus der Zeitstrafen) addiert. |
World Rally Car (WRC) |
Das Auto aller Werksteams. Nur für den Rallyeeinsatz entwickelter Prototyp. Basis muss ein |
mindestens 25 000-mal gefertigtes Serienmodell sein, eventuell eine Sonderserie von mindestens |
2500 Stück innerhalb der Großserie (z. B. Peugeot 206 mit verlängerten Stoßfängern). |
Der Motor darf aus einem anderen Markenmodell stammen. Der Hubraum ist auf 2000 cm3 begrenzt, |
Turbolader und Allradantrieb dürfen nachgerüstet werden. Die Karosserie muss mindestens |
4000 mm lang und höchstens 1770 mm breit sein. Für elektronische Hilfen (z. B. Differenziale) |
gibt es nahezu keine Beschränkungen. |
Z |
Zeitkontrolle |
Eine Etappe wird durch Zeitkontrollen in einzelne Abschnitte unterteilt. Die Fahrzeit zwischen den |
Zeitkontrollen ist auf die Minute genau vorgeschrieben. WPs sind Teil eines solchen Fahrabschnittes. |
Die Zeitnahme erfolgt mit von der ISC zu jeder Rallye transportierten Digitaluhren. |
Unter- und Überschreiten der Sollzeit wird mit einer Zeitstrafe geahndet. |
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© 2003 Michael Lack |