Reichenberg |
Die Stadt im Schoße der Berge |
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REICHENBERG |
Liberec (Tschechien) |
"Willkommen in Reichenberg, der Stadt der fleißigen Hände" |
Reichenberg liegt im Kessel zwischen dem Isergebirge und dem Jeschkenkamm. Die Lausitzer Neiße, aus dem Isergebirge kommend, durchfließt die Stadt und das Tal. Reichenberg hat heute über 100 000 Einwohner und eine Fläche von knapp 112 Quadratkilometer. Sie ist die größte Stadt Nordböhmens unweit des Dreiländerecks mit Polen und Deutschland. |
Seit der Gründung im Jahre 1352 entwickelte sich Reichenberg allmählich als Handwerks- und Handelszentrum im Norden Böhmens. Nach dem Aussterben des Geschlechtes der Bibersteiner kaufte die Herrschaft im Jahre 1588 das Geschlecht der Redern. Schon in dieser Zeit kommt es zu einer qualitativen Veränderung der Gemeinde. Die Verwaltung wird hierher verlegt und erhält das Markt- und Bierbraurecht, und wird 1577 zur Stadt erhoben. Neben Leinenweber siedelten sich auch die ersten Tuchmacher an. Diese Entwicklung übertrug sich auch auf das Aussehen der Gebäude, die hölzerne Bauweise wurde nach und nach durch Steine ersetzt. Es entstanden die ersten steingemauerten Gebäude: Das Schloss, die Kirche des hl. Antonius und das im Renaissancestil erbaute Rathaus (abgerissen 1893). In der Tradition der Redern wurde die Neustadt gegründet und mit der Unterstützung Albrecht von Wallenstein gebaut. Die Grauen des Dreißigjährigen Krieges zeichnete die Stadt erst nach dem Tode Wallensteins, als es zum Durchzug der kaiserlichen und schwedischen Landsknechte kam. Weitere Plagen brachte die Gegenreformation der Habsburger. Das 18. Jahrhundert lässt nur langsam die Wunden heilen. An seinem Ende aber keimt schon der Samen einer ungeahnten Entwicklung des Neißetales: Die ersten Manufakturen, der Beginn der darauf folgenden Industrie, die Reichenberg zu einer Stadt mit hohem Ansehen machen sollte. |
Die Einführung moderner Maschinen und die damit verbundenen Technologien am Anfang des 19. Jahrhunderts ermöglichte nicht nur der hohe Bedarf der Armen an Stoffen, sondern auch die eingebrochene Konjunktur bedingt durch das Verbot der Einführung billiger englischer Stoffe. Diese Entwicklung führte zur Massenerzeugung und damit zur Eroberung des europäischen Marktes. Das Verbot für das Errichten von Holzhäusern aus dem Jahre 1807 rief einen schnellen Umbau des Stadtzentrums hervor. Mitte des Jahrhunderts verbesserten sich auch die Verkehrsverbindungen mit den anliegenden Staaten. Im Jahre 1859 wurde in Reichenberg die erste Eisenbahnstrecke gebaut. Durch diesen Bau wurde sie zur blühenden Industriestadt und zur zweitgrößten Stadt in Böhmen. |
Das ökonomische Gewicht repräsentierte die Handels- und Gewerbekammer. Die gesellschaftliche Bedeutung wurde unterstrichen durch das Theater von 1820 und durch die Tätigkeit verschiedener Vereinigungen. Bedeutend war auch die Pflege der Bildung. Neben den Grundschulen wurden in allen Vierteln der Stadt auch Bürgerschulen errichtet, im Jahre 1852 auch eine Mittelschule, die die technische und humane Bildung verband. Später kam eine Weberfachschule, eine Baugewerbeschule, die Handelsakademie und die Lehrerbildungsanstalt hinzu. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden viele Gebäude, die den Einheimischen, wie den Besuchern vertraut und bekannt sind: Das Rathaus, die Sparkasse, die Post, das neue Theater, die Handelskammer, das Hallenbad und das Museum. Das schmucke Villenviertel unterhalb des Volksgartens entstammt auch aus dieser Epoche. |
Im Jahre 1897 fuhr die erste Straßenbahn bis zum Volksgarten. Eine Talsperre wurde gebaut. Reichenberg gewann internationalen Ruf als Industrie- und Geschäftszentrum. Neben Wien war sie die einzige Messestadt in ganz Böhmen. Aber auch Einrichtungen gesellschaftlicher und kultureller Beziehung, wie der botanische und zoologische Garten, mit denen sich nur wenige Städte rühmen konnten, gehörten zu den Sehenswürdigkeiten einer großen aufstrebenden Stadt. 1907 erbaute der Textilfabrikant Theodor Freiherr von Liebieg eine Siedlung für seine Arbeiter. |
Nach der Gründung der Republik im Jahre 1918 und dem missglückten Versuch eine Provinz Deutschböhmen mit Reichenberg als Hauptstadt zu schaffen, sank seine Bedeutung nicht. Die Stadt wurde weiter nach einem Sonderstatut verwaltet und setzte seine Entwicklung fort. Der Donauhof, die Adria, das Kaffeehaus Winkler, das Hotel Imperial, die Geschäftshäuser Bata und Brouk a Babka, Glasexport und weitere mehr entstanden zum Wohle der Bevölkerung. |
In den dreißiger Jahren wurde aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise und der Entwicklung im Deutschen Reich bedingt durch den Münchner Vertrag das Sudetenland dem Reich zugesprochen. 1938 wurde Reichenberg unter der Führung des Gauleiters Konrad Henlein zur Gauhauptstadt. Das einzige Positive dieser Entwicklung war der Zusammenschluss der anliegenden Gemeinden (Rosenthal, Röchlitz, Ruppersdorf, Hanichen, Paulsdorf usw.) in den Raum von Groß-Reichenberg. Die Stadt wurde in den Krieg nicht direkt hineingezogen, doch ihre industrielle Struktur unterlag großen Veränderungen. Nach Kriegsende und der Vertreibung vieler dort lebender Menschen verlor die Textilerzeugung an Bedeutung, statt dessen entwickelte sich die Maschinen- und Elektroindustrie und die Erzeugung von Plastikwaren. Die Stadt erhielt nach 1945 den tschechischen Namen Liberec. |
Im Mai 1946 wurden meine Mutter, ihr Bruder und meine Oma aus ihrer geliebten Heimat vertrieben! |
Nach den Ereignissen des Jahres 1989 veränderte sich das Aussehen von Reichenberg recht schnell. Die Renovierung und Rekonstruktion des Marktes und der Masarykstraße, der kompletten Erneuerung der Straßenbahnlinien, die Anbindung der Stadt durch die autobahnähnliche Schnellstraße (E 442), sowie eine umfassende und zugleich gelungene Renovierung des historischen Zentrums der Stadt. |
Die Meereshöhe vor dem zwischen 1888 und 1893 erbauten neuen Rathaus beträgt 373 m n.m. Tschechien benutzt den Pegel Kronstadt: metrů nad mořem (m n.m.), auf Deutsch (Meter über Meer). Die Ähnlichkeit mit dem Wiener Rathaus hat der Stadt den Beinamen "Wien des Nordens" eingebracht. |
Vom Hausberg, dem Jeschken (1012 m n.m.), hat man einen herrlichen Rundblick über das Isergebirge bis hin zur Schneekoppe (1602 m n.m.), dem höchsten Berg des Riesengebirges und Böhmens. Östlich liegt das Böhmische Paradies, im Süden die Teiche und Seen von Wartenberg und Hirschberg. |
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Anmerkung: In Reichenberg liegen auch meine Wurzeln, in einer Stadt, die ich im Juli 1999 zusammen mit meiner Mutter, meiner Tante und meinem Onkel für eine Woche besucht habe. |
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